Wie Trump die Diplomatie verändert
Während die EU gerade ihr 19. Sanktionspaket durchpeitscht, die Verteidigungsausgaben mancher Mitgliedsstaaten auf fünf Prozent des BIP hochjagt und sich ganz offen auf einen langen, zermürbenden Konfrontationskurs mit Russland einlässt, dealt die Trump-Administration schon den Frieden. Jared Kushner, Trumps umtriebiger Schwiegersohn, Kirill Dmitriev, Chef des Russischen Direktinvestitionsfonds, und Trumps neuer Nahost- und Ukraine-Sondergesandter Steve Witkoff haben sich in den letzten Wochen nicht nur in Moskau mit Putin getroffen, sondern auch in Witkoffs Luxusvilla in Miami vertraulich zusammengesessen. Thema: Wie sieht die Welt aus, nachdem endlich Waffenruhe in der Ukraine herrscht – und wie man mit richtig fetten gemeinsamen Geschäften dafür sorgt, dass sie auch hält.
Die Sanktionsorgie der EU hat vor allem eines geschafft: Deutschland wirtschaftlich ausgeknockt. Die energieintensive Industrie hat seit 2022 etwa ein Fünftel ihrer Produktion eingebüßt. BASF schließt Werke, Mittelständler wandern nach Amerika oder Asien ab, die Raffinerie Schwedt kämpft ums Überleben, und das Land steckt im dritten Jahr Rezession oder zumindest Stagnation – die schlechteste Performance seit der Wiedervereinigung. Die Bürger zahlen Rekordpreise für Strom und Diesel, während Brüssel sich selbst auf die Schulter klopft, weil wieder ein paar russische Oligarchen-Yachten beschlagnahmt wurden.
Trump hingegen sieht in Russlands unerschlossene Bodenschätze – Öl, Gas, Nickel, Palladium, seltene Erden, die ganze Arktis – als das, was sie sind: eine Goldgrube für amerikanische Firmen und gleichzeitig ein Hebel, den Europa nie hatte. Sein Kalkül ist so einfach wie brutal: Wenn Exxon, Chevron und Co. gemeinsam mit Rosneft und Gazprom Milliarden in neuen Feldern verdienen, wenn amerikanische und russische Ingenieure Seite an Seite LNG-Terminals und Pipelines bauen, dann wird niemand mehr Lust haben, sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen. Ein Teil der Lizenzeinnahmen soll direkt in einen Ukraine-Wiederaufbaufonds fließen, der Rest macht beide Seiten reich und abhängig voneinander. Frieden durch Profit, abgesichert durch Gegenseitigkeit.
Wie erbärmlich wirkt dagegen das Angebot der EU: immer neue moralische Predigten, immer neue Verbote, immer neue Milliarden für Granaten und Panzer, die den Krieg nur verlängern, aber den Frieden keinen Millimeter näher bringen.
Selbst in Trumps eigener Partei gibt es dafür Kritik, und zwar nicht von irgendwelchen europäischen Gutmenschen, sondern von republikanischen Hardlinern. Sein freundschaftlich-geschäftlicher Umgang mit Qatar stößt vielen sauer auf – verständlicherweise. Das Emirat hat jahrelang die politische Führung der Hamas in Luxushotels in Doha einquartiert, die Muslimbruderschaft großzügig finanziert und gilt als einer der größten Unterstützer islamistischer Netzwerke weltweit. Und trotzdem überreicht Qatar Donald Trump gerade einen 400-Millionen-Dollar-Boeing 747-8 als künftige Air Force One, was manche Senatoren bereits als „Geschenk von Hamas-Freunden“ brandmarken.
Genau das aber ist der Plan. Trump macht es wie Willy Brandt in den Siebzigern: Wandel durch Annäherung. Er lockt die Scheichs mit Investitionen in Milliardenhöhe in den USA, holt sie aus ihrer (inzwischen zwar offiziell beendeten, aber unter vielen Arabern immer noch misstrauisch beäugten) Isolation und bindet sie ein. Wer zusammen Milliarden verdient, der führt keinen Heiligen Krieg und keinen Stellvertreterkrieg mehr.
Frieden durch Business eben.
Europa siegt sich mit Moral zu Tode und zahlt die Rechnung.
Trump dealt die Welt wieder zusammen – und lacht sich ins Fäustchen.
Wer gewinnt am Ende? Nicht der, der am lautesten „Werte!“ schreit.
Sondern der, der am cleversten dealt.

